S.O.S. Kirche in Vietnam

Am 19. September wurde der Zaun des Gebäudes der Nuntiatur auf Befehl der Regierung von Bulldozern eingerissen.

Der Erzbischof von Hanoi, Joseph Ngo Quang Kiet, ist somit in höchster Not. Einem entsprechenden Aufruf des Erzbischofs folgend, kamen bereits viele Priester, Ordensleute und Gläubige zum Bischofssitz, um ihre Solidarität zu bekunden. Ein hohes Polizeiaufgebot schirmt das Gelände inzwischen ab.

Noch im Februar 2008 besuchte eine Delegation des Vatikans Vietnam zur Verbesserung der Beziehungen zwischen Vietnam und dem Vatikan. Damals wurde auch die Frage der Rückgabe des Gebäudes der Nuntiatur angesprochen, mit positivem Echo seitens der Regierung bzw. des Ministerpräsidenten. Die gegenwärtige Aktion steht hierzu im krassen Widerspruch.
Eiliges Protestschreiben

An:
Herrn Präsidenten Nguyen Minh Triet der Sozialistischen Republik Vietnam
Herrn Ministerpräsidenten Nguyen Tan Dung der Sozialistischen Republik Vietnam

Cd:
Komitee für religiöse Angelegenheiten
Volkskomitee der Stadt Hanoi
Abteilung für öffentliche Sicherheit der Stadt Hanoi
Betroffene Regierungsstellen

Am Morgen des 19. September 2008 erschien auf dem Grundstück der

Nuntiatur Nr. 42 Pho Nha Chung eine große Anzahl von Polizisten und Sicherheitskräften, von Militär und Polizeihunden, belagerte die Residenz des Erzbischofs von Hanoi und blockierte die Nha-Chung-Straße. Eine andere große Einheit riss den Zaun ein und noch weitere Anlagen und entfernte den Rasen gegenüber dem Vordereingang unserer Nuntiatur.

Das Erzbistum in Hanoi hat wiederholt um die Rückgabe des Gebäudes und des dazugehörigen Grundstücks an die Kirche gebeten, doch fand unser Ansinnen bisher kein Gehör.

Auf plötzliche Art und Weise berichtete das staatliche Fernsehen über den Plan zum Abriss des Gebäudes und lieferte hierzu verzerrende Information, um die öffentliche Meinung auf diesen unrechtmäßigen Akt vorzubereiten.


Diese Entwicklung richtet sich gegen die Politik des Dialogs, die die Regierung und das Erzbistum unterhalten. Dieser Akt ist eine Tat, der das rechtmäßige Streben der Katholiken von Hanoi verunglimpft, das Gesetz verachtet und der katholischen Kirche in Vietnam Missachtung zollt. Es ist ebenso ein Akt schwankender Moral, der das Gewissen der Gesellschaft ins Lächerliche zieht.

Die Diskussion über die Eigentümerschaft an der Nuntiatur ist noch im Gange, doch die Behörden der Stadt Hanoi und des Hoan-Kiem-Distrikts haben ihre Sicherheitskräfte zur Zerstörung unseres Eigentums eingesetzt.

Daher protestiert das Erzbistum von Hanoi nachdrücklich und stellt folgende Forderung:

1. Die Einstellung der Belagerung der erzbischöflichen Residenz in Hanoi sowie die Beendigung des Abbruchs unseres Eigentums.
2. Rückführung des Eigentums in seinen ursprünglichen Zustand sowie dessen Rückgabe an uns zur Nutzung für religiöse Zwecke und zum Allgemeinwohl.
3. Die verantwortlichen Behörden und die Stadt Hanoi müssen die Verantwortung für alle Konsequenzen übernehmen, die aus dieser Beschlagnahmung unseres Eigentums entstehen. Wir haben das Recht, alle unsere Möglichkeiten zum Schutz unseres Eigentums auszuschöpfen.
4. Durch die Intervention des Präsidenten, des Ministerpräsidenten der Sozialistischen Republik Vietnam, der Behörden von Hanoi und der verantwortlichen Stellen ist diesem Akt ein unverzügliches Ende zu setzen.

Joseph Ngo Quang Kiet
Erzbischof von Hanoi
(Unterschrift und Stempel)

An dieser Stelle bitten wir alle Gläubigen der Welt, insbesondere in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz ihre Solidarität mit dem Erzbistum Hanoi und den Christen in Vietnam durch ihr Gebet und ihre Fürbitte zu bekunden.
Dafür möchten wir uns ganz herzlich im Voraus bedanken.

Mit freundlichen Grüßen
St. Ottilien, den 19.09. 2008
Pater Augustinus Son Ha Pham OSB